Einführung in den Propheten Jeremia


Der uns vertraute Name Jeremia heißt im hebräischen „Jirmejahu“ und bedeutet, „JHWH / der Herr erhöht“ oder auch „der Herr / JHWH gründet“.

Im Gegensatz zu vielen anderen „wahren“ Propheten seiner Zeit führte Jeremia ein verhältnismäßig langes Leben, allerdings war dieses Leben durchgehend geprägt von Leid und Elend, Jeremia wird auch als er auch als der „weinende Prophet“ bezeichnet.
Geboren wurde Jeremia zwischen den Jahren 660 und 650 v. Chr., er erlebte in seiner Jugend die späten Jahre des gottlosen Königs Manasse und sein prophetischer Dienst erstreckte sich über die Regierungszeit der letzten fünf Könige des Südreichs von Israel.
Jeremias späten Schriften erfolgten erst nach dem Untergang des Königsreiches und der Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahr 586 v. Chr. durch den babylonischen König Nebukadnezar II.

Historisch war das ausgehende siebte und beginnende sechste vorchristliche Jahrhundert geprägt vom Zerfall der Assyrischen Großmacht und das Neubabylonische Reich kämpfte mit Ägypten um die Vorherrschaft im Nahen Osten.
Jahrhunderte alte Machtstrukturen brachen auseinander und formten sich neu, damit war es eine in jeder Hinsicht sehr unruhige Zeit für das Königreich Juda, das geographisch im Schnittpunkt der Ereignisse lag.

Man könnte diese Zeit auch „die Zeit der Propheten“ nennen, in diesem Zeitraum wirkten neben Jeremia auch Nahum, Zefanja, Habakuk, Daniel und Hesekiel als warnende Stimmen Gottes.

Jeremia entstammte einem Priestergeschlecht aus Anatot, einem Dorf nahe bei Jerusalem und wir erfahren gleich im ersten Kapitel, dass er im 13. Regierungsjahr König Josias (um 627 vor Christus) als noch junger Mann von Gott zum Propheten berufen wurde.

Im Jahr zuvor hatte König Josia versucht Jerusalem und das Land Israel vom Götzendienst zu reinigen, aber seine Veränderungen blieben nur oberflächlich, an der treulosen Haltung gegenüber Gott änderte sich im Volk leider nicht viel.
Im Gegenteil, zu Ende der Königsherrschaft hatten viele Israeliten die Götter und Bräuche der Völker übernommen, die sie 1000 Jahre zuvor aus eben diesen Gründen auslöschen sollten. Sie opferten ihre eigenen Kinder den Götzen indem sie sie bei lebendigem Leib verbrannten – und so konnte das Gericht eines gerechten Gottes auch über Israel nicht ausbleiben!

In dem kurzen Kapitel 16 erfahren wir, dass Gott Jeremia anwies ledig zu bleiben, keine Familie zu gründen – und auch den schrecklichen Grund dafür.

Ein großer Teil von Jeremias Prophezeiungen betrifft seine eigene Lebenszeit, es war seine vordringliche Aufgabe das Volk und dessen Leiter zu warnen und zur Umkehr zu rufen, weil das Volk sonst fallen und in Gefangenschaft fortgeführt werden würde.
Als Ergebnis seiner Ermahnungen erlebte er nur Anfeindung und Verfolgung, falsche Propheten traten auf und widersprachen ihm, sie wiegten Israel und seine Herrscher in trügerischer Sicherheit. Jeremia dahingegen wurde eingekerkert und kam fast in einer Zisterne, die als Gefängnis diente, um.

Es ist bemerkenswert zu lesen wie alle seine Warnungen, auch hinsichtlich Babylons und dem dortigen 70 jährigen Exil, verworfen wurden und sich unmittelbar darauf (lediglich 4 bis 5 Jahre) die Prophezeiungen anfangen zu erfüllen – wie es uns die Geschichte bis heute beweist.

Jedoch wird Israel nicht allein für seine Sünden bestraft, in den Kapiteln 46 bis 51 prophezeit Jeremia das Gericht auch über zehn weitere Völker.

Obwohl Babylon in Jeremia 50,23 auch als „Werkzeug in Gottes Hand“ bezeichnet wird (um die Strafe an den Völkern, auch Israel zu vollziehen) trifft Gottes Gericht Babylon am härtesten. Neben der Ankündigung in Kapitel 51 ab Vers 11 dass, als Rache für die Tempelzerstörung, die Meder Babylons Macht vernichten werden, soll es am Ende zu einer menschenleeren Einöde werden, so wie es die Stadt Babylon seit fast 2000 Jahren bis heute ist.
Selbst archäologische Ausgrabungen gestalten sich durch den hohen Grundwasserspiegel und die Sicherheitslage im Irak als schwierig.

Als Anmerkung:

Die antike Stadt Babylon lag knapp 100 Kilometer südlich des heutigen Bagdads, der Hauptstadt des Irak. Gegründet wurde sie spätestens im 3. Jahrtausend vor Christus und bildete im 2. und 1. vorchristlichen Jahrtausend mehrmals die vorherrschende Großmacht.
Schätzungen besagen, dass Babylon von 1770 bis 1670 und von etwa 612 bis 320 vor Christus die größte Stadt der Welt war und als erste Stadt überhaupt mehr als 200.000 Einwohner zählte.

Das Wort Babylon findet sich durch die ganze Bibel vom ersten Buch Mose bis in die Offenbarung.
Als Symbol steht Babylon für eine Macht die sich dem göttlichen Willen entgegenstellt.


Aber trotz allem, in Jeremias Prophezeiungen leuchtet auch eine glanzvolle Zukunft durch, die Heimkehr und Wiederherstellung Israels, ein gerechter König aus dem Hause Davids – Jesus der Messias – durch den Israel zum Segen für alle Nationen wird und einen neuen Bund den Gott mit allen Völkern der Erde schließt…

Über das weitere Schicksal Jeremias nach dem Untergang Jerusalems erfahren wir nur noch, dass er von zurückgebliebenen Juden, die weiterhin gegen die babylonische Herrschaft rebellierten, zusammen mit seinem Schreiber Baruch (der die Schriften Jeremias in einer einzigen Schriftrolle zusammenfasste) nach Ägypten verschleppt wurde, hier wurden auch die letzten Teile des Prophetenbuches verfasst.


Gliederung des Propheten Jeremia:


Kapitel 1 bis 20 – Warnungen und Gerichtsankündigungen über Jerusalem und Juda die unter den Königen Josia (641 – 610 v. Chr.), Joahas, der auch Schallum genannt wird (609 v. Chr.) und Jojakim (609 – 598 v. Chr.) entstanden sind.

Kapitel 21 bis 39 – Prophetische Worte über Jerusalem und Juda die in verschiedenen Zeiten bis zum Fall Jerusalems entstanden sind.

Kapitel 40 bis 45 – Weissagungen die nach der Einnahme Jerusalems und der Zerstörung des Tempels durch ein babylonisches Heer entstanden sind. (nach 586 v. Chr.)

Kapitel 46 – 51 – Prophetische Worte und Gerichtsankündigungen über folgende zehn Nationen:

Ägypten (Kap. 46)

Philistäa (Kapitel 47), das Gebiet des heutigen Gazastreifens. Die Philister gehörten zu den „Seevölkern“, diese stammten vermutlich aus den Küstengebieten der Ägäis und hatten um 1200 v. Chr. erst Ägypten überfallen und sich danach an der südlichen Mittelmeerküste Israels niedergelassen. Das heutige Wort „Palästina“ geht auf diese, ursprünglich europäischen Volksgruppen zurück.

Moab (Kapitel 48), Teil des heutiges Jordanien an der östlichen Seite des Toten Meeres gelegen, Moabiter und Ammoniter sind Nachfahren Lots, des Neffen Abrahams.

Ammon (Kapitel 49, Verse 1 – 6), Teil des heutiges Jordanien an der östlichen Seite des Jordans gelegen, nördliche Nachbarn der Moabiter.

Edom (Kapitel 49, Verse 7 – 22), Teil des heutiges Jordanien im süd-östlich des Toten Meeres gelegen. Die Edomiter sind Nachfahren Esaus, des Bruders Jakobs, der von Gott in Israel umbenannt wurde.

Damaskus (Kapitel 49, Verse 23 – 27), Hauptstadt der Aramäer, die heutige Hauptstadt Syriens, nord-östlich von Israel gelegen.

Kedar (Kapitel 49, Verse 28 -29), Kedar war ein Sohn Ismaels, des Sohnes Abrahams mit der ägyptischen Magd Hagar, Stammvater eines großen nord-west arabischen Stammes. Ein Synonym für Araber in der Bibel.

Hazor (Kapitel 49, Verse 30 -33), Hazor war eine Stadt nördlich des Sees Genezareth die bereits in der frühen Bronzezeit gegründet wurde und laut dem Buch der Richter Sitz des Königs von Kanaan war.

Elam (Kapitel 49, Verse 34 -39), Ein Gebiet im westlichen Iran das auch das Zagros Gebirge einschließt und im Süden vom Persischen Golf begrenzt wird. Zu Jeremias Zeit waren die Meder nördliche, die Babylonier westliche und die Perser östliche Nachbarn der Elamiter.

Babylon (Kapitel 50 und 51) siehe Anmerkung im Text.


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