Einführung in den Brief an die Hebräer
Das 58. Buch der Bibel, das 19. im Neuen Testament
Der Hebräerbrief ist in mehrerer Hinsicht etwas besonderes.
Die Überschrift „an die Hebräer“ gehört nicht zu dem Buch, sie wurde vermutlich erst im 2. Jahrhundert, wegen seinem großen Anteil an Bezügen zum Alten Testament im Inhalt, gewählt.
Die Briefe des Neuen Testamentes sind mit Absender und Empfänger versehen, beides wird in diesem Schreiben nicht angegeben, wohingegen der Schluss und die Grüße an einen solchen Brief erinnern.
Vorstellbar wäre für mich ein persönliches Vortragen des Inhalts, ganz im Sinne einer Predigt, durch einen beauftragten Gesandten des Verfassers.
Also ist der Schreiber dieses Buches uns unbekannt, weshalb wir uns dazu entschieden haben ihn weder unter den Paulus- noch den allgemeinen Briefen aufzuführen.
Es gibt allerdings einige Anzeichen dafür, dass der Hebräerbrief von Paulus, einem Schriftgelehrten, geschrieben wurde.
Beispielsweise kann man hier die detailierte Kenntnis und Auslegung der heiligen Schriften des Judentums, oder den Schluß mit Bezug auf einen baldigen Besuch zusammen mit Timotheus seinem engen Mitarbeiter, nennen.
Deshalb zählen auch viele Ausleger der Bibel den Hebräerbrief zu den Briefen des Apostels Paulus.
Unabhängig davon ist die Inspiration des Heiligen Geistes in diesem Buch so eindeutig erkennbar, es enthält so tiefgreifende Erkenntnisse und Offenbarungen, dass seine Zugehörigkeit in den Kanon der Bibel außer Frage steht.
Die Zielguppe des Briefes an die Hebräer war vermutlich eine größere Versammlung aus messianisch gläubig gewordenen Juden, oder aber eine Gemeinde mit einem sehr hohen Anteil an jüdischen Mitgliedern.
Jedoch betrifft der Inhalt dieses Schreibens alle Gläubigen, unabhängig von ihrer Herkunft.
Für die Juden wird deutich, dass ihre Heiligen Schriften ein Spiegelbild auf Jesus als den Messias werfen, uns anderen öffnet es in vielen Bereichen überhaupt erst die Augen in Bezug auf das Alte Testament.
Als Zeitraum für die Entstehung werden häufig die Jahre zwischen 60 und 68 unserer Zeitrechnung angenommen.
In Kapitel 10, Vers 11 lesen wir vom täglichen Opferdienst der Priester, also können wir davon ausgehen dass der Hebräerbrief noch vor der Zerstörung des jüdischen Tempels geschrieben wurde.
Dies Ereignis, im Zuge der Eroberung Jerusalems durch den römischen Feldherrn und späteren Kaiser Titus, erfolgte am 30. August im Jahr 70 nach Christus.
Das zentrale Thema des Hebräerbriefes behandelt die, für Gläubige von Anfang an bestehende Frage, zu dem Verhältnis zwischen Juden- und Christentum.
Für die heidnische Umwelt im römischen Imperium waren die Christen, bis in die 60er Jahre unserer Zeitrechnung, lediglich eine weitere Spielart oder Sekte des jüdischen Glaubens wie die Pharisäer, Sadduzäer oder Essener. Damit besaßen sie nach römischen Recht eine gewisse Freiheit zur Religionsausübung, Verfolgungen geschahen lediglich lokal begrenzt durch jüdische oder andere örtliche Interessensgruppen.
Erst ab diesem Zeitraum begannen die Verwaltungsbehörden langsam damit die Christen als eigenständigen Kult oder Religion wahrzunehmen.
Der Brief an die Hebräer besteht aus zwei großen Hauptteilen, von denen beide sowohl Lehre als auch Ermahnungen beinhalten.
Im ersten Teil liegt der Schwerpunkt auf der Lehre über den Christlichen Glauben.
Hier wird der Vorzug des Neuen Bundes gegenüber dem Alten Bund und die Person Jesus Christus, von seinem Wesen und seiner einzigartigen Rettungstat im Licht des Alten Testaments beleuchtet und im Detail erklärt.
Der zweite Teil hat seinen Schwerpunkt in der praktischen Bedeutung und Umsetzung.
Er zeigt, wieder bis ins kleinste Detail, die Konsequenzen aus dem zuvor gesagten für das Leben des Einzelnen, für die Gemeinde und den ganzen Leib Christi auf. Dazu werden auch viele Beispiele von Menschen aus dem Alten Testament herangezogen.
Zudem wird in diesem Teil noch das Ziel, zu dem wir als Christenheit unterwegs sind, beschrieben.
Gliederung des Hebräerbriefs:
Kapitel 1, 1 bis 2, 18 – Die Offenbarung Gottes durch seinen Sohn Jesus und dessen Überlegenheit über Engel und Propheten
Kapitel 3, 1 bis 4, 16 – Christus ist der wahre Hohepriester, höher auch als Mose und Josua
Kapitel 5, 1 bis 8, 5 – Die Überlegenheit des neuen Priestertums in Jesu gegenüber dem levitischen durch Aaron
Kapitel 8, 6 bis 10, 39 – Die Überlegenheit des Neuen Bundes duch Jesus gegenüber dem Alten Bund durch Moses
Kapitel 11, 1 bis 40 – Die Natur des wahren Glaubens und Vorbilder aus der Vergangenheit
Kapitel 12, 1 bis 13, 25 – Praktische Unterweisungen für ein Leben als Christ, Schlussworte und Grüße