Der Brief an die Römer

Römerbrief Kapitel 1

Absender

1 Ich, Paulus, ein Knecht Christi Jesu, bin durch Berufung zum Apostel ausgesondert, die Heilsbotschaft Gottes zu verkündigen,
2 die er durch seine Propheten in (den) heiligen Schriften voraus verheißen hat,
3 nämlich (die Heilsbotschaft) von seinem Sohne. Dieser ist nach dem Fleische aus Davids Samen hervorgegangen,
4 aber als Sohn Gottes in Macht erwiesen nach dem Geist der Heiligkeit aufgrund seiner Auferstehung aus den Toten. Durch ihn, unsern Herrn Jesus Christus,
5 haben wir Gnade und das Apostelamt empfangen, um Glaubensgehorsam zu seines Namens Ehre unter allen Heidenvölkern zu wirken;
6 zu diesen gehört auch ihr, da ihr für Jesus Christus (von Gott) berufen worden seid.
7 Euch allen, die ihr als Geliebte Gottes, als berufene Heilige in Rom wohnt, sende ich meinen Gruß: Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus!
8 Zuerst sage ich meinem Gott durch Jesus Christus um euer aller willen Dank dafür, daß man von eurem Glauben in der ganzen Welt mit Anerkennung redet.
9 Denn Gott, dem ich in meinem Geiste bei der Verkündigung der Heilsbotschaft seines Sohnes diene, ist mein Zeuge, daß ich euer ohne Unterlaß gedenke
10 und jedesmal in meinen Gebeten die Bitte ausspreche, ob es mir wohl endlich einmal durch Gottes Willen vergönnt sein möchte, zu euch zu kommen.
11 Denn ich sehne mich danach, euch zu sehen; ich möchte euch gern diese und jene geistliche Gabe zu eurer Stärkung mitteilen
12 oder, besser gesagt, in eurer Mitte durch die Wechselwirkung unsers beiderseitigen Glaubens gleichfalls eine Kräftigung erfahren.
13 Sodann will ich euch nicht in Unkenntnis darüber lassen, liebe Brüder, daß ich mir schon oftmals vorgenommen habe, euch zu besuchen – ich bin bis jetzt nur immer wieder an der Ausführung (meiner Absicht) gehindert worden –, um auch bei euch ebenso wie bei den übrigen Heidenvölkern einige Frucht zu erlangen.
14 Den Griechen wie den Barbaren, den Gebildeten wie den Ungelehrten bin ich (zu dienen) verpflichtet;
15 der gute Wille ist also meinerseits vorhanden, auch euch in Rom die Heilsbotschaft zu verkünden.
16 Denn ich schäme mich der Heilsbotschaft nicht; ist sie doch eine Gotteskraft, die jedem, der da glaubt, die Rettung bringt, wie zuerst dem Juden, so auch dem Griechen.
17 Denn Gottesgerechtigkeit wird in ihr geoffenbart, aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht (Hab 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«

I. Die Gottesgerechtigkeit aus dem Glauben an Jesus Christus (1,18-8,39)

A. Die Heilsbedürftigkeit der gesamten Menschheit (1,18-3,20)

18 Denn Gottes Zorn offenbart sich vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit unterdrücken.
19 Denn was man von Gott erkennen kann, das ist in ihnen wohlbekannt; Gott selbst hat es ihnen ja kundgetan.
20 Sein unsichtbares Wesen läßt sich ja doch seit Erschaffung der Welt an seinen Werken mit dem geistigen Auge deutlich ersehen, nämlich seine ewige Macht und göttliche Größe. Daher gibt es keine Entschuldigung für sie,
21 weil sie Gott zwar kannten, ihm aber doch nicht als Gott Verehrung und Dank dargebracht haben, sondern in ihren Gedanken auf nichtige Dinge verfallen sind und ihr unverständiges Herz in Verfinsterung haben geraten lassen.
22 Während sie sich ihrer angeblichen Weisheit rühmten, sind sie zu Toren geworden
23 und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit dem Abbild des vergänglichen Menschen und der Gestalt von Vögeln, von vierfüßigen Tieren und kriechendem Gewürm vertauscht.
24 Daher hat Gott sie durch die Begierden ihrer Herzen in den Schmutz der Unsittlichkeit versinken lassen, so daß ihre Leiber an ihnen selbst geschändet wurden;
25 denn sie haben die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht und Anbetung und Verehrung dem Geschaffenen erwiesen anstatt dem Schöpfer, der da gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.
26 Deshalb hat Gott sie auch in schandbare Leidenschaften fallen lassen; denn ihre Frauen haben den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen vertauscht;
27 und ebenso haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau aufgegeben und sind in ihrer wilden Gier zueinander entbrannt, so daß sie, Männer mit Männern, die Schamlosigkeit verübten, aber auch die gebührende Strafe für ihre Verirrung an sich selbst empfingen.
28 Und weil sie es verschmähten, Gott in rechter Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie in eine verworfene Sinnesweise versinken lassen, so daß sie alle Ungebühr verüben:
29 sie sind erfüllt mit jeglicher Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll von Neid, Mordlust, Streitsucht, Arglist und Niedertracht;
30 sie sind Ohrenbläser, Verleumder, Gottesfeinde, gewalttätige und hoffärtige Leute, Prahler, erfinderisch im Bösen, ungehorsam gegen die Eltern,
31 unverständig, treulos, ohne Liebe und Erbarmen;
32 sie kennen zwar die göttliche Rechtsordnung genau, daß, wer derartiges verübt, den Tod verdient, tun es aber trotzdem nicht nur selbst, sondern spenden auch noch denen Beifall, die solche Dinge verüben.

Römerbrief Kapitel 2

1 Daher gibt es (auch) für dich, o Mensch, wer du auch sein magst, der du dich zum Richter (über andere) machst, keine Entschuldigung; denn worin du den anderen richtest, darin verurteilst du dich selbst; du, sein Richter, begehst ja dieselben Sünden!
2 Wir wissen aber, daß Gottes Gericht der Wahrheit gemäß über die ergeht, welche derartiges verüben.
3 Rechnest du etwa darauf, o Mensch, der du dich zum Richter über solche Übeltäter machst und doch selber das Gleiche verübst, daß du dem Urteil Gottes (beim jüngsten Gericht) entrinnen werdest?
4 Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, und erkennst du nicht, daß Gottes Güte dich zur Buße führen will?
5 Mit deinem Starrsinn und unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes,
6 der einem jeden nach seinen Werken vergelten wird (Ps 62,13),
7 nämlich ewiges Leben (wird er geben) denen, welche im guten Werk standhaft ausharrend, nach Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit trachten;
8 dagegen (seinen) Zorn und Grimm denen, welche starrsinnig sind und der Wahrheit nicht gehorchen, sondern der Ungerechtigkeit dienen.
9 Trübsal und Angst wird über die Seele jedes Menschen kommen, der das Böse tut, wie zunächst über den Juden, so auch über den Griechen;
10 dagegen Herrlichkeit, Ehre und Friede (wird) einem jeden (zuteil werden), der das Gute tut, wie zunächst dem Juden, so auch dem Griechen;
11 denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person.

Gottes Urteil ist für die Juden dasselbe wie für die Heiden, ausschließlich durch das Tun (bzw. Nichttun) des Gesetzes bestimmt

12 Denn alle, die, ohne das (mosaische) Gesetz (zu besitzen), gesündigt haben, werden auch ohne Zutun des Gesetzes verlorengehen, und alle, die innerhalb des Gesetzes gesündigt haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden;
13 denn nicht die Hörer des Gesetzes sind vor Gott gerecht, sondern (nur) die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.
14 Sooft nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur die Forderungen des Gesetzes erfüllen, so sind diese, weil sie das Gesetz nicht haben, sich selbst (das) Gesetz;
15 sie liefern ja dadurch den tatsächlichen Beweis, daß das vom Gesetz gebotene Tun ihnen ins Herz geschrieben ist, wofür auch ihr Gewissen sein Zeugnis ablegt und ebenso ihre Gedanken, die im Widerstreit miteinander Anklagen erheben oder auch Entschuldigungen vorbringen –
16 (das wird sich) an dem Tage (herausstellen), an welchem Gott das in den (Herzen der) Menschen Verborgene richten wird, (und zwar) nach der Heilsbotschaft, wie ich sie verkündige, durch Jesus Christus.

Die bessere sittliche Erkenntnis und die Lehrbefähigung machen den Juden vor Gott nicht gerecht; sein Selbstruhm wegen des Gesetzes ist hinfällig, weil er es übertritt

17 Wenn andererseits du dich mit Stolz einen Juden nennst und dich durch den Besitz des Gesetzes gesichert fühlst und dich deines Verhältnisses zu Gott rühmst
18 und seinen Willen kennst und infolge der aus dem Gesetz gewonnenen Unterweisung das, was in jedem Fall das Richtige ist, wohl zu beurteilen verstehst
19 und dir zutraust, ein Führer der Blinden zu sein, ein Licht für die in der Finsternis Lebenden,
20 ein Erzieher der Unverständigen, ein Lehrer der Unmündigen, weil du ja im Gesetz die Erkenntnis und Wahrheit verkörpert besitzest –
21 nun, andere Leute belehrst du, und dich selbst belehrst du nicht? Du predigst, man dürfe nicht stehlen, und stiehlst selbst?
22 Du sagst, man dürfe nicht ehebrechen, und brichst selber die Ehe? Du verabscheust die Götzenbilder und vergreifst dich doch räuberisch an ihren Tempeln?
23 Du rühmst dich des Gesetzes und verunehrst doch Gott durch deine Übertretung des Gesetzes?
24 Denn »der Name Gottes wird durch eure Schuld unter den Heiden gelästert«, wie geschrieben steht (Jes 52,5; Hes 36,20.23).

Die Beschneidung ist für den Juden wertlos, wenn er das Gesetz übertritt; Beschneidung des »Herzens« tut not

25 Denn was die Beschneidung betrifft, so ist sie zwar eine heilsame Sache, wenn du nämlich das Gesetz tatsächlich hältst; bist du aber ein Übertreter des Gesetzes, so ist dir die Beschneidung zum Unbeschnittensein geworden.
26 Wenn umgekehrt der Unbeschnittene die Forderungen des Gesetzes beobachtet, wird ihm dann sein Unbeschnittensein nicht als Beschneidung angerechnet werden?
27 Ja, der von Natur Unbeschnittene, der das Gesetz erfüllt, wird (am Gerichtstage) das Urteil über dich sprechen, der du trotz (deines) geschriebenen Gesetzes und (trotz deiner) Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist.
28 Denn nicht der ist (in Wahrheit) ein Jude, der es sichtbar ist, und die (rechte) Beschneidung besteht nicht in dem, was äußerlich am Fleisch vorgenommen wird;
29 nein, (nur) der ist ein Jude, der es innerlich ist, und die Beschneidung muß am Herzen vollzogen sein im Geist, nicht (äußerlich) nach dem Buchstaben – das Lob eines solchen kommt nicht von Menschen her, sondern von Gott.

Römerbrief Kapitel 3

1 Was bleibt hiernach überhaupt noch als Vorzug der Juden (vor den Heiden) oder als Nutzen der Beschneidung bestehen?
2 Immerhin viel in jeder Hinsicht! Zuerst, daß ihnen die Verheißungen Gottes anvertraut worden sind.
3 Denn nicht wahr, wenn manche sich untreu erwiesen haben – wird etwa deren Untreue die Treue Gottes aufheben?
4 Nimmermehr! Es bleibt vielmehr dabei: Gott ist wahrhaftig, ob auch jeder Mensch ein Lügner ist (Ps 116,11), wie es in der Schrift heißt (Ps 51,6): »Du sollst in deinen Worten als gerecht erfunden werden und Sieger bleiben, wenn man mit dir rechtet.«
5 Wenn aber so unsere Ungerechtigkeit die Gerechtigkeit Gottes erweist, was sollen wir daraus folgern? Ist Gott dann nicht ungerecht, wenn er seinen Zorn verhängt? – ich rede da nach gewöhnlicher Menschenweise. –
6 Nimmermehr! Wie sollte Gott sonst wohl Richter der ganzen Welt sein können?
7 Wenn aber Gottes Wahrhaftigkeit infolge meines Lügens um so stärker zu seiner Verherrlichung hervorgetreten ist, warum werde auch ich dann noch als Sünder gerichtet?
8 Und warum halten wir uns dann nicht an den Grundsatz, den manche Lästerzungen mir wirklich in den Mund legen: »Laßt uns das Böse tun, damit das Gute dabei herauskomme?« Nun, die betreffenden Leute trifft das verdammende Urteil mit Fug und Recht.
9 Wie steht es also? Haben wir (Juden) für uns etwas voraus? Nicht unbedingt. Wir haben ja schon vorhin gegen Juden ebenso wie gegen Griechen die Anklage erheben müssen, daß sie ausnahmslos unter (der Herrschaft) der Sünde stehen,
10 wie es in der Schrift heißt: »Es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen;
11 es gibt keinen Einsichtigen, keinen, der Gott mit Ernst sucht;
12 sie sind alle abgewichen, allesamt entartet; keiner ist da, der das Gute tut, auch nicht ein einziger.« (Ps 14,1-3)
13 »Ein offenes Grab ist ihre Kehle, mit ihren Zungen reden sie Trug.« (Ps 5,10) »Otterngift ist unter ihren Lippen.« (Ps 140,4)
14 »Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit.« (Ps 10,7)
15 »Schnell sind ihre Füße, Blut zu vergießen;
16 Verwüstung und Unheil sind auf ihren Wegen,
17 und den Weg des Friedens kennen sie nicht.« (Jes 59,7-8)
18 »Keine Furcht Gottes steht ihnen vor Augen.« (Ps 36,2)
19 Wir wissen aber, daß das Gesetz alles, was es ausspricht, denen vorhält, die unter dem Gesetz sind; es soll eben einem jeden der Mund gestopft werden und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sein;
20 denn aufgrund von Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor Gott gerechtfertigt werden (Ps 143,2); durch das Gesetz kommt ja (nur) Erkenntnis der Sünde.

B. Die in der Heilsbotschaft verkündigte neue Gerechtigkeit ist den Heiden wie den Juden zugänglich (3,21-8,39)

21 Jetzt aber ist, unabhängig vom Gesetz, jedoch bezeugt von dem Gesetz und den Propheten, die Gottesgerechtigkeit geoffenbart worden,
22 nämlich die Gottesgerechtigkeit, die durch den Glauben an Jesus Christus für alle da ist und allen zukommt, die da glauben. Denn hier gibt es keinen Unterschied;
23 alle haben ja gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den Gott verleiht;
24 so werden sie umsonst durch seine Gnade gerechtfertigt vermöge der Erlösung, die in Christus Jesus (erfolgt) ist.
25 Ihn hat Gott in seinem Blute als ein durch den Glauben wirksames Sühnemittel hingestellt, damit er seine Gerechtigkeit erweise, weil die Sünden, die früher während der Zeiten der Langmut Gottes begangen worden waren, bisher ungestraft geblieben waren;
26 er wollte also seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit erweisen, damit er selbst als gerecht dastehe und (zugleich) jeden, der den Glauben an Jesus besitzt, für gerecht erkläre.
27 Wo bleibt nun da das Rühmen? Es ist ausgeschlossen! Durch was für ein Gesetz? Durch das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens.
28 Denn wir halten dafür, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde ohne Gesetzeswerke.
29 Oder ist Gott etwa nur der Juden und nicht auch der Heiden Gott? Jawohl, auch der Heiden,
30 so gewiß es nur einen einzigen Gott gibt, der die Beschnittenen aus Glauben und die Unbeschnittenen durch den Glauben rechtfertigen wird.
31 Heben wir demnach das Gesetz durch den Glauben auf? Nimmermehr! Nein, wir geben dem Gesetz die rechte Stellung.

Römerbrief Kapitel 4

1 Was werden wir somit von unserm Stammvater Abraham sagen? Was hat er nach dem Fleisch erlangt?
2 Wenn Abraham nämlich aufgrund von Werken gerechtfertigt worden ist, so hat er allerdings Grund, sich zu rühmen, freilich (auch dann) nicht vor Gott.
3 Denn was sagt die Schrift? »Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.« (1.Mose 15,6)
4 Wenn nun jemand Werke verrichtet, so erhält er den Lohn nicht aus Gnade angerechnet, sondern (zugeteilt) nach Schuldigkeit;
5 wer dagegen keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet;
6 wie ja auch David die Seligpreisung über den Menschen ausspricht, dem Gott Gerechtigkeit ohne Rücksicht auf Werke anrechnet (Ps 32,1-2):
7 »Glückselig sind die, denen die Gesetzesübertretungen vergeben und deren Sünden zugedeckt worden sind;
8 glückselig ist der Mann, dem der Herr (die) Sünde nicht anrechnet.«
9 Gilt nun diese Seligpreisung nur den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Wir behaupten ja doch: »Dem Abraham wurde sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet.«
10 Unter welchen Umständen hat denn diese Anrechnung stattgefunden? Als er schon beschnitten oder als er noch unbeschnitten war? Nun: nicht als er schon beschnitten, sondern als er noch unbeschnitten war;
11 und das äußere Zeichen der Beschneidung empfing er dann als Siegel für die Glaubensgerechtigkeit, die er im Zustande der Unbeschnittenheit besessen hatte (1.Mose 17). So sollte er der Vater aller derer werden, die ohne Beschneidung glauben, damit ihnen die Gerechtigkeit angerechnet werde,
12 und (ebenso) der Vater der Beschnittenen, nämlich derer, die nicht nur infolge der (leiblichen) Beschneidung ihm angehören, sondern die auch in den Fußtapfen des Glaubens wandeln, den unser Vater Abraham schon in unbeschnittenem Zustande besessen hat.
13 Denn die Verheißung, die Abraham oder sein Samen empfangen hat, daß er der Erbe der Welt sein sollte, ist ihm nicht durch das Gesetz zuteil geworden, sondern durch die Glaubensgerechtigkeit.
14 Wenn nämlich die Gesetzesleute die Erben sind, so ist damit der Glaube entleert und die Verheißung entkräftet;
15 denn das Gesetz bringt (nur) Zorn zustande; wo dagegen kein Gesetz ist, da gibt es auch keine Übertretung.
16 Deshalb ist es an den Glauben gebunden – es soll ja ein Gnadengeschenk sein –, damit die Verheißung für die gesamte Nachkommenschaft Gültigkeit habe, und zwar nicht nur für die, welche es aufgrund des Gesetzes ist, sondern auch für die, welche wie Abraham glaubt, der ja unser aller Vater ist –
17 nach dem Schriftwort (1.Mose 17,5): »Zum Vater vieler Völker habe ich dich gesetzt« – vor dem Gott, dem er geglaubt hat als dem, welcher die Toten lebendig macht und das noch nicht Vorhandene benennt, als wäre es schon vorhanden.
18 Abraham hat da, wo nichts zu hoffen war, doch hoffnungsvoll am Glauben festgehalten, damit er der Vater vieler Völker würde nach der Verheißung: »So (unzählbar) soll deine Nachkommenschaft sein«;
19 und ohne im Glauben schwach zu werden, nahm er, der fast hundertjährige Mann, die Erstorbenheit seines eigenen Leibes und den schon erstorbenen Mutterschoß der Sara wahr.
20 Trotzdem ließ er sich im Hinblick auf die Verheißung Gottes nicht durch Unglauben irre machen, sondern vielmehr wurde er im Glauben immer stärker, indem er Gott die Ehre gab
21 und der festen Überzeugung lebte, daß Gott das, was er verheißen hatte, auch zu verwirklichen vermöge.
22 Darum ist es ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet worden (1.Mose 15,6).
23 Aber nicht nur um seinetwillen steht geschrieben, daß es ihm angerechnet worden ist,
24 sondern auch um unsertwillen; denn auch uns soll es angerechnet werden, uns, die wir an den glauben, der unsern Herrn Jesus von den Toten auferweckt hat,
25 ihn, der um unserer Übertretungen willen in den Tod gegeben (Jes 53,4-5) und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist.

Römerbrief Kapitel 5

1 Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt worden sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus,
2 durch den wir im Glauben auch den Zugang zu unserm jetzigen Gnadenstande erlangt haben, und wir rühmen uns auch der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
3 Ja noch mehr als das: wir rühmen uns dessen sogar in den Trübsalen, weil wir wissen, daß die Trübsal standhaftes Ausharren wirkt,
4 das standhafte Ausharren Bewährung, die Bewährung Hoffnung;
5 die Hoffnung aber führt nicht zur Enttäuschung, weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den heiligen Geist, der uns verliehen worden ist.
6 Denn Christus ist ja, als wir nach Lage der Dinge noch schwach waren, für Gottlose gestorben.
7 Denn kaum wird (sonst wohl) jemand für einen Gerechten den Tod erleiden – doch für den Guten entschließt sich vielleicht noch jemand dazu, sogar sein Leben hinzugeben –;
8 Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
9 So werden wir also jetzt, nachdem wir durch sein Blut gerechtfertigt sind, noch viel gewisser durch ihn vor dem Zorn (Gottes) gerettet werden.
10 Denn wenn wir, als wir noch Feinde Gottes waren, mit ihm durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden sind, so werden wir jetzt als Versöhnte noch viel gewisser Rettung finden durch sein Leben.
11 Aber noch mehr: wir rühmen uns sogar Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.
12 Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt hineingekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen ist, weil sie ja alle gesündigt haben –
13 denn bis zum Gesetz war Sünde in der Welt vorhanden, die Sünde wird nur nicht angerechnet, wenn kein Gesetz vorhanden ist;
14 aber trotzdem hat der Tod seine Herrschaft unbeschränkt von Adam bis Mose sogar über die ausgeübt, welche sich nicht durch Übertretung (eines vorliegenden Gebotes) in gleicher Weise versündigt hatten wie Adam, der das Vorbild des zukünftigen (Adam) ist.
15 Jedoch verhält es sich mit der Gnadengabe (Jesu) nicht so wie mit der Übertretung (Adams). Denn wenn (dort) die Übertretung des Einen den Tod der Vielen zur Folge gehabt hat, so hat sich (hier) die Gnade Gottes und die Gnadengabe des einen Menschen Jesus Christus erst recht an den Vielen überreich erwiesen.
16 Auch ist bei der Gabe die Wirkung nicht so wie dort, wo ein einziger Sünder den Anlaß gegeben hat. Denn (dort) ist das Urteil aus Anlaß eines einzigen Sünders zum Verdammungsurteil geworden, (hier) dagegen die Gnadengabe aus Anlaß dieser Übertretungen zum Rechtfertigungsurteil.
17 Denn wenn (dort) infolge der Übertretung des Einen der Tod durch die Schuld jenes Einen seine Herrschaft unbeschränkt ausgeübt hat, so werden (hier) noch viel gewisser die, welche die überschwengliche Fülle der Gnade und des Geschenks der Gerechtigkeit empfangen, im (künftigen) Leben als Könige herrschen durch den Einen, Jesus Christus.
18 Also: wie es durch eine einzige Übertretung für alle Menschen zum Verdammungsurteil gekommen ist, so kommt es auch durch eine einzige Rechttat für alle Menschen zur lebenwirkenden Rechtfertigung.
19 Wie nämlich durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen als Sünder hingestellt worden sind, ebenso werden auch durch den Gehorsam des Einen (Phil 2,8) die Vielen als Gerechte hingestellt werden.
20 Das Gesetz aber ist nur nebenbei hereingekommen, damit die Übertretung noch größer würde. Wo aber die Sünde zugenommen hatte, da ist die Gnade erst recht überreich hervorgetreten,
21 damit, gleichwie die Sünde königlich geherrscht hat durch den Tod, so auch die Gnade ihre Königsherrschaft ausübe durch (gottgewirkte) Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn.

Römerbrief Kapitel 6

Wir sind mitgekreuzigt, mitgestorben, mitbegraben (durch die Taufe) und mitauferweckt mit Christus Jesus

1 Was folgt nun daraus? Wollen wir in der Sünde verharren, damit die Gnade sich um so reicher erweise?2 Nimmermehr! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, in ihr noch weiterleben?3 Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind?4 Wir sind also deshalb durch die Taufe in den Tod mit ihm begraben worden, damit, gleichwie Christus von den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, ebenso auch wir in einem neuen Leben wandeln.5 Denn wenn wir mit ihm zur Gleichheit des Todes verwachsen sind, so werden wir es auch hinsichtlich seiner Auferstehung sein;6 wir erkennen ja dies, daß unser alter Mensch deshalb mitgekreuzigt worden ist, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, auf daß wir hinfort nicht mehr der Sünde als Sklaven dienen;7 denn wer gestorben ist, der ist dadurch von (jedem Rechtsanspruch) der Sünde freigesprochen.

Das Mitleben mit dem auferstandenen Christus

8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir zuversichtlich, daß wir auch mit ihm leben werden,
9 da Christus, wie wir wissen, nach seiner Auferweckung von den Toten nicht mehr stirbt: der Tod hat keine Herrschermacht mehr über ihn.
10 Denn den Tod, den er gestorben ist, hat er der Sünde ein für allemal entrichtet, das Leben aber, das er (jetzt) lebt, ist Leben für Gott.
11 Ebenso müßt auch ihr euch als tot für die Sünde betrachten, aber als lebend für Gott in Christus Jesus, unserm Herrn.

Mahnung des Apostels an die Gläubigen, in dieser Heilserkenntnis zu bleiben und der Sünde nicht mehr zu dienen

12 So darf also die Sünde in eurem sterblichen Leibe nicht mehr so herrschen, daß ihr seinen Begierden Gehorsam leistet;
13 und stellet auch eure Glieder nicht mehr als Waffen der Ungerechtigkeit in den Dienst der Sünde; stellet euch vielmehr als solche, die aus dem Tode zum Leben erstanden sind, in den Dienst Gottes, und gebt (so) eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit an Gott hin!
14 Denn die Sünde wird kein Herrscherrecht (mehr) über euch ausüben: ihr steht ja nicht (mehr) unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.

Der Sündendienst ist dem Gerechtigkeitsdienst gewichen

15 Was folgt nun daraus? Wollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stehen? Nimmermehr!
16 Ihr wißt ja doch, daß, wenn ihr euch jemand als Knechte zum Gehorsam hingebt, ihr dann auch dessen Knechte seid und ihm Gehorsam zu leisten habt, und zwar entweder (als Knechte) der Sünde, was zum Tode führt, oder (als Knechte) des Gehorsams (gegen Gott), wodurch ihr zur (lebenspendenden) Gerechtigkeit gelangt.
17 Gott aber sei Dank, daß ihr früher zwar Knechte der Sünde gewesen seid, jetzt aber euch von Herzen der Lehre in der Gestalt angeschlossen habt, wie ihr derselben übergeben worden seid!
18 So seid ihr nunmehr von (der Herrschaft) der Sünde frei geworden und in den Dienst der Gerechtigkeit getreten –
19 ich gebrauche da einen Ausdruck, der menschlichen Verhältnissen entnommen ist, und zwar mit Rücksicht auf die Schwachheit eures Fleisches. Denn wie ihr vordem eure Glieder in den Knechtsdienst der Unsittlichkeit und der Gesetzlosigkeit zu einem gesetzlosen Leben gestellt habt, ebenso stellet jetzt eure Glieder als Knechte in den Dienst der Gerechtigkeit, um zur Heiligung zu gelangen.
20 Denn damals, als ihr Knechte der Sünde waret, da waret ihr freie Leute gegenüber der Gerechtigkeit.
21 Welche Frucht habt ihr nun damals aufzuweisen gehabt? Nur solche (Früchte), deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende davon ist der Tod.
22 Jetzt dagegen, wo ihr von der Sünde frei und Knechte Gottes geworden seid, habt ihr als eure Frucht die Heiligung und als Endergebnis das ewige Leben.
23 Denn der Sold, den die Sünde zahlt, ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.

Römerbrief Kapitel 7

Sind wir mit Christus gestorben und auferstanden, so sind wir rechtmäßig frei vom Gesetz und sind verpflichtet, im Dienst des Auferstandenen uns bezüglich der Sünde für tot zu halten

1 Oder wißt ihr nicht, meine Brüder – ich rede ja doch zu gesetzeskundigen Leuten –, daß das Gesetz für den Menschen nur, solange er lebt, bindende Gewalt hat?
2 So ist z.B. eine verheiratete Frau gesetzlich an ihren Mann so lange gebunden, als er lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie frei von dem Gesetz, das sie an den Mann bindet.
3 Demnach wird sie zwar, solange ihr Mann lebt, allgemein als Ehebrecherin gelten, wenn sie sich einem andern Manne zu eigen gibt; stirbt aber ihr Mann, so ist sie frei vom Gesetz und keine Ehebrecherin, wenn sie sich einem andern Mann zu eigen gibt.
4 Mithin seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz gegenüber getötet worden, und zwar durch (das Getötetwerden) des Leibes Christi, um hinfort einem anderen, nämlich dem, der von den Toten auferweckt worden ist, als Eigentum anzugehören, damit wir nunmehr für Gott Frucht brächten.
5 Denn solange wir im Fleische waren, wirkten sich die durch das Gesetz erregten sündhaften Leidenschaften in unsern Gliedern in der Weise aus, daß wir für den Tod Frucht brachten.
6 Jetzt aber sind wir vom Gesetz losgekommen, da wir dem, was uns in Banden hielt, gestorben sind, so daß wir nunmehr unsern Dienst im neuen Wesen des Geistes und nicht mehr im alten Wesen des Buchstabens (des Gesetzes) leisten.
7 Was folgt nun daraus? Ist das Gesetz (selbst) Sünde? Nimmermehr! Aber ich hätte die Sünde nicht kennengelernt außer durch das Gesetz; denn ich hätte auch von der bösen Lust nichts gewußt, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte (2.Mose 20,17): »Laß dich nicht gelüsten!«
8 Da hat die Sünde eine Angriffsgelegenheit gegen mich gewonnen und durch das Gebot jegliche böse Lust in mir zustande gebracht; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.
9 Ich lebte einst ohne das Gesetz; als dann aber das Gebot (des Gesetzes) kam, lebte die Sünde (in mir) auf,
10 für mich aber kam der Tod; und so erwies sich dasselbe Gebot, das doch zum Leben verhelfen soll, für mich als todbringend;
11 denn nachdem die Sünde eine Angriffsgelegenheit gegen mich gewonnen hatte, betrog sie mich durch das Gebot und brachte mir durch dieses den Tod.
12 Demnach ist das Gesetz (an sich) heilig und ebenso das Gebot heilig, gerecht und gut.
13 So hat also etwas Gutes mir den Tod gebracht? O nein, das hat vielmehr die Sünde getan: sie sollte als Sünde zutage treten, indem sie mir durch das Gute den Tod brachte; sie sollte sich eben durch das Gebot als über alle Maßen sündig erweisen.
14 Wir wissen ja, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin von fleischlicher Art (und dadurch) unter die (Gewalt der) Sünde verkauft.
15 Ja, mein ganzes Tun ist mir unbegreiflich; denn ich vollbringe nicht das, was ich will, sondern tue das, was ich hasse.
16 Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so erkenne ich durch die innere Zustimmung zum Gesetz an, daß dieses gut sei.
17 Jetzt aber bin nicht mehr ich der, welcher es vollbringt, sondern die in mir wohnende Sünde.
18 Denn ich weiß ja: in mir, das heißt in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes; denn der gute Wille ist bei mir wohl vorhanden, dagegen das Vollbringen des Guten nicht;
19 denn ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern vollbringe das Böse, das ich nicht tun will.
20 Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so bin nicht mehr ich es, der es vollbringt, sondern die in mir wohnende Sünde.
21 Ich finde somit bei mir, der ich das Gute tun will, das Gesetz vor, daß bei mir das Böse zustande kommt.
22 Denn nach meinem inneren Menschen stimme ich dem göttlichen Gesetz freudig zu,
23 nehme aber in meinen Gliedern ein andersartiges Gesetz wahr, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich gefangennimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern wirkt.
24 O ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich aus diesem Todesleibe erlösen?
25 Dank sei Gott; (es ist geschehen) durch Jesus Christus, unsern Herrn! Also ist es so: Auf mich selbst gestellt diene ich mit der Vernunft dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch dagegen dem Gesetz der Sünde.

Römerbrief Kapitel 8

Der Christ steht unter dem Gesetz des Geistes

1 So gibt es also jetzt keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind;
2 denn das Gesetz des Lebensgeistes in Christus Jesus hat uns von dem Gesetz der Sünde und des Todes freigemacht.
3 Denn was dem (mosaischen) Gesetz unmöglich war, das, worin es wegen (des Widerstandes) des Fleisches ohnmächtig war – Gott hat (es vollbracht), (nämlich) die Sünde im Fleische verurteilt, indem er seinen Sohn in der Gleichgestalt des Sündenfleisches und um der Sünde willen sandte,
4 damit die Rechtsforderung des Gesetzes ihre Erfüllung fände in uns, die wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste.

Der Gegensatz zwischen den Menschen, die Gott im Geist dienen, und denen, welche nach den Trieben des Fleisches leben

5 Denn die fleischlich gesinnten (Menschen) haben ein fleischliches Trachten, die geistlich gesinnten aber ein geistliches.
6 Denn das Trachten des Fleisches bedeutet Tod, das Trachten des Geistes dagegen Leben und Frieden,
7 und zwar deshalb, weil das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; es unterwirft sich ja dem Gesetz Gottes nicht, vermag das auch gar nicht;
8 so können denn die fleischlich gerichteten (Menschen) Gott nicht gefallen.

Der Christ als eine Wohnung des Geistes

9 Ihr dagegen seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn nämlich Gottes Geist wirklich in euch wohnt; wenn aber jemand den Geist Christi nicht hat, so gehört ein solcher (Mensch) ihm auch nicht an.
10 Wohnt dagegen Christus in euch, so ist euer Leib zwar tot um der Sünde willen, euer Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.
11 Und wenn der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen in euch wohnenden Geist.
12 Somit haben wir, liebe Brüder, nicht dem Fleische gegenüber die Verpflichtung, nach dem Fleische zu leben;
13 denn wenn ihr nach dem Fleische lebt, so ist euch der Tod gewiß; wenn ihr dagegen durch den Geist die Geschäfte des Leibes tötet, so werdet ihr leben.
14 Denn alle, die vom Geiste Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.
15 Der Geist, den ihr empfangen habt, ist ja doch nicht ein Geist der Knechtschaft, so daß ihr euch aufs neue fürchten müßtet; sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen, in welchem wir rufen: »Abba, (lieber) Vater!«
16 Eben dieser Geist ist es, der vereint mit unserm Geiste ihm bezeugt, daß wir Gottes Kinder sind.
17 Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, und zwar Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mit ihm leiden, um (einst) auch an seiner Herrlichkeit teilzunehmen.
18 Ich halte nämlich dafür, daß die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll.
19 Denn das sehnsüchtige Harren des Geschaffenen wartet auf das Offenbarwerden (der Herrlichkeit) der Söhne Gottes.
20 Denn der Nichtigkeit ist die ganze Schöpfung unterworfen worden – allerdings nicht freiwillig, sondern um dessen willen, der ihre Unterwerfung bewirkt hat –, jedoch auf die Hoffnung hin,
21 daß auch sie selbst, die Schöpfung, von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden wird zur (Teilnahme an der) Freiheit, welche die Kinder Gottes im Stande der Verherrlichung besitzen werden.
22 Wir wissen ja, daß die gesamte Schöpfung bis jetzt noch überall seufzt und mit Schmerzen einer Neugeburt harrt.
23 Aber nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir doch den Geist als Erstlingsgabe bereits besitzen, seufzen gleichfalls in unserm Inneren beim Warten auf (das Offenbarwerden) der Sohnschaft, nämlich auf die Erlösung unsers Leibes.
24 Denn wir sind zwar gerettet worden, aber doch (bisher) nur auf Hoffnung hin. Eine Hoffnung aber, die man schon (verwirklicht) sieht, ist keine (rechte) Hoffnung mehr; denn wozu braucht man noch auf etwas zu hoffen, das man schon (verwirklicht) sieht?
25 Wenn wir dagegen auf das hoffen, was wir noch nicht (verwirklicht) sehen, so warten wir darauf in Geduld.
26 Gleicherweise kommt aber auch der Geist unserer Schwachheit zu Hilfe; denn wir wissen nicht, was wir so, wie es gerade not tut, beten sollen. Da tritt dann aber der Geist selbst mit unaussprechlichen Seufzern für uns ein;
27 der aber, der die Herzen erforscht, versteht die Sprache des Geistes, weil dieser in einer dem Willen Gottes entsprechenden Weise für Heilige eintritt.
28 Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, nämlich denen, welche nach seinem Vorsatz berufen sind.
29 Denn die, welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch im voraus dazu bestimmt, (einst) dem Bilde seines Sohnes gleichgestaltet zu werden: dieser sollte eben der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein.
30 Und die, welche er vorausbestimmt hat, die hat er auch berufen; und die er berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt; und die er gerechtfertigt hat, denen hat er auch die (himmlische) Herrlichkeit verliehen. (Joh 17,22)
31 Was folgt nun hieraus? Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?
32 Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle (in den Tod) dahingegeben hat: wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles (andere) schenken?
33 Wer will Anklage gegen die Auserwählten Gottes erheben? Gott ist es ja, der sie rechtfertigt.
34 Wer will sie verurteilen? Etwa Christus Jesus, der doch (für uns) gestorben ist, ja, mehr noch, der auferweckt worden ist, der zur Rechten Gottes sitzt und auch für uns eintritt?
35 Wer will uns von der Liebe Christi scheiden? Etwa Trübsal oder Bedrängnis, Verfolgung oder Hunger oder Mangel an Kleidung, Gefahr oder Henkerbeil?
36 Wie geschrieben steht (Ps 44,23): »Um deinetwillen werden wir den ganzen Tag gemordet; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.«
37 Nein, in dem allem siegen wir weitaus durch den, der uns geliebt hat.
38 Denn ich bin dessen gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch irgendwelche Mächte,
39 weder Höhe noch Tiefe noch sonst irgendetwas anderes Geschaffenes imstande sein wird, uns von der Liebe Gottes zu scheiden, die da ist in Christus Jesus, unserm Herrn.

Römerbrief Kapitel 9

II. Die gegenwärtige Verwerfung der großen Mehrzahl des jüdischen Volkes in ihrem Verhältnis zum Heilsplan Gottes (Kap. 9-11)

1 Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht – mein Gewissen bezeugt es mir im heiligen Geist –:
2 ich trage schweren Kummer und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen.
3 Gern wollte ich selbst durch einen Fluch aus der Gemeinschaft mit Christus ausgestoßen sein, wenn ich dadurch meine Brüder, meine Volksgenossen nach dem Fleische, retten könnte;
4 sie sind ja doch Israeliten, denen der Sohnesstand und die Herrlichkeit Gottes, die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen zuteil geworden sind,
5 denen die Erzväter angehören und aus denen der Messias dem Fleische nach stammt: der da Gott über allem ist, gepriesen in Ewigkeit! Amen.
6 Ich will damit aber nicht gesagt haben, daß Gottes Verheißungswort hinfällig geworden sei; denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel,
7 und nicht alle sind schon deshalb, weil sie Abrahams Same sind, auch seine Kinder; sondern (1.Mose 21,12): »In Isaak soll dir Nachkommenschaft genannt werden.«
8 Das will ich sagen: Nicht die leiblichen Kinder (Abrahams) sind damit auch Gottes Kinder, sondern (nur) die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft (Abrahams) gerechnet.
9 Denn so lautet das Wort der Verheißung (1.Mose 18,10.14): »(Übers Jahr) um diese Zeit werde ich (wieder-) kommen, da wird Sara einen Sohn haben.«
10 Und nicht nur hier ist es so gewesen, sondern auch bei Rebekka, die von einem und demselben Manne, nämlich unserm Vater Isaak, guter Hoffnung war.
11 Denn ehe sie (ihre beiden Kinder) noch geboren waren und irgend etwas Gutes oder Böses getan hatten, schon da wurde – damit Gottes Vorherbestimmung aus freier Wahl bestehen bliebe,
12 abhängig nicht von Werken, sondern (allein) von dem (Willen des) Berufenden – der Rebekka gesagt (1.Mose 25,23): »Der Ältere wird dem Jüngeren dienstbar sein«;
13 wie ja auch (anderswo) geschrieben steht (Mal 1,2-3): »Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehaßt.«
14 Was folgt nun daraus? Liegt da etwa Ungerechtigkeit auf seiten Gottes vor? Nimmermehr!
15 Zu Mose sagt er ja (2.Mose 33,19): »Ich werde Gnade erweisen, wem ich gnädig bin, und werde Barmherzigkeit dem erzeigen, dessen ich mich erbarme.«
16 Demnach kommt es nicht auf jemandes Wollen oder Laufen an, sondern auf Gottes Erbarmen.
17 So sagt ja auch die Schrift zum Pharao (2.Mose 9,16): »Gerade dazu habe ich dich in die Welt kommen lassen, um an dir meine Macht zu erweisen und damit mein Name auf der ganzen Erde verkündet werde.«
18 Also: Gott erbarmt sich, wessen er will, und verstockt auch, wen er will.
19 Da wirst du mir nun einwenden: »Wie kann er dann noch (jemand) tadeln? Wer vermöchte denn seinem Willen Widerstand zu leisten?«
20 Ja, o Mensch, wer bist denn du, daß du Gott zur Verantwortung ziehen willst? Darf etwa das Gebilde zu seinem Bildner sagen: »Warum hast du mich so gemacht?«
21 Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse hier ein Gefäß zu ehrenvoller Bestimmung und dort ein anderes zu gemeiner Verwendung zu verfertigen?
22 Wie aber, wenn Gott, obgleich er seinen Zorn offenbaren und seine Macht an den Tag legen will, doch die Gefäße des Zornes, die zur Vernichtung hergestellt sind, mit großer Langmut getragen hat,
23 um zugleich den Reichtum seiner Herrlichkeit an Gefäßen des Erbarmens zu erweisen, die er zur (Teilnahme an seiner) Herrlichkeit zuvor bereitet hat?
24 Als solche (Gefäße des Erbarmens) hat er auch uns berufen, und zwar nicht nur aus den Juden, sondern auch aus den Heiden(völkern),
25 wie er ja auch bei (dem Propheten) Hosea sagt (Hos 2,25): »Ich werde das, was nicht mein Volk ist, mein Volk nennen und der Ungeliebten den Namen ›Geliebte‹ beilegen«;
26 und (Hos 2,1): »Es wird geschehen: an dem Orte, wo zu ihnen gesagt worden ist: ›Ihr seid nicht mein Volk‹, dort werden sie ›Söhne des lebendigen Gottes‹ genannt werden.«
27 Jesaja ferner ruft laut im Hinblick auf Israel aus (Jes 10,22-23): »Wenn auch die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer wäre, wird doch nur der Rest davon gerettet werden;
28 denn sein Wort wird der Herr, indem er die Dinge sicher und Schlag auf Schlag verlaufen läßt, zur Ausführung auf der Erde bringen.«
29 Und wie Jesaja vorhergesagt hat (Jes 1,9): »Hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Samen übriggelassen, so wären wir wie Sodom geworden und hätten gleiches Schicksal mit Gomorrha gehabt.«
30 Was folgt nun daraus? Dieses: Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit trachteten, haben Gerechtigkeit erlangt, nämlich die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt;
31 Israel dagegen, das nach der vom Gesetz geforderten Gerechtigkeit trachtete, hat das vom Gesetz gesteckte Ziel (der Rechtfertigung) nicht erreicht.
32 Warum nicht? Weil sie es nicht auf dem Glaubensweg, sondern es mit Werken haben erreichen wollen: da haben sie sich am Stein des Anstoßes gestoßen,
33 von dem geschrieben steht (Jes 28,16; 8,14): »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Felsen des Ärgernisses; und wer auf ihn sein Vertrauen setzt, wird nicht zuschanden werden.«

Römerbrief Kapitel 10

1 Liebe Brüder! Der aufrichtige Wunsch meines Herzens und mein Gebet zu Gott für sie geht dahin, daß sie gerettet werden;
2 denn ich muß ihnen das Zeugnis ausstellen, daß sie Eifer für Gott haben, aber leider nicht in der rechten Erkenntnis.
3 Denn weil sie die Gottesgerechtigkeit verkannt haben und dagegen beflissen sind, ihre eigene Gerechtigkeit zur Geltung zu bringen, haben sie sich der Gottesgerechtigkeit nicht unterworfen.
4 Denn dem Gesetz hat Christus ein Ende gemacht, damit jeder, der da glaubt, zur Gerechtigkeit gelange.
5 Mose schreibt nämlich (3.Mose 18,5): »Der Mensch, der die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit geübt hat, wird durch sie das Leben haben.«
6 Die Gerechtigkeit dagegen, die aus dem Glauben kommt, spricht so: »Denke nicht in deinem Herzen: ›Wer wird in den Himmel hinaufsteigen?‹ – nämlich um Christus herabzuholen –,
7 oder: ›Wer wird in den Abgrund hinabsteigen?‹ – nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen« –,
8 sondern was sagt sie? »Nahe ist dir das Wort: in deinem Munde und in deinem Herzen (hast du es)« (5.Mose 30,14), nämlich das Wort vom Glauben, das wir verkündigen.
9 Denn wenn du »mit deinem Munde« Jesus als den Herrn bekennst und »mit deinem Herzen« glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet werden.
10 Denn mit dem Herzen glaubt man (an ihn) zur Gerechtigkeit, und mit dem Munde bekennt man (ihn) zur Errettung.
11 Sagt doch die Schrift (Jes 28,16): »Keiner, der auf ihn sein Vertrauen setzt, wird zuschanden werden.«
12 Denn hier gibt es keinen Unterschied zwischen dem Juden und dem Griechen (1,16): sie alle haben ja einen und denselben Herrn, ihn, der sich reich erweist an allen, die ihn anrufen;
13 denn »jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden« (Joel 3,5).
14 Nun – wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht zu glauben gelernt haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie sollen sie aber von ihm hören ohne einen Verkündiger?
15 Und wie soll ihnen jemand verkündigen, ohne dazu ausgesandt zu sein? – wie es in der Schrift heißt (Jes 52,7): »Wie lieblich sind die Füße derer, welche frohe Botschaft von guten Dingen bringen!«
16 Aber freilich: nicht alle sind der Heilsbotschaft gehorsam gewesen; sagt doch (schon) Jesaja (Jes 53,1): »Herr, wer hat unserer Botschaft Glauben geschenkt?«
17 Mithin kommt der Glaube aus der Botschaft, die Predigt aber (erfolgt) durch Christi Wort.
18 Aber, frage ich: Haben sie (die Predigt) vielleicht nicht zu hören bekommen? O doch! »Über die ganze Erde ist ihr Schall gedrungen und ihre Worte bis an die Enden der bewohnten Welt.« (Ps 19,5)
19 Aber, frage ich: Hat Israel sie vielleicht nicht verstanden? O doch! (Schon) Mose sagt als erster Zeuge (5.Mose 32,21): »Ich will euch eifersüchtig machen auf solche, die kein Volk sind; gegen ein unverständiges Volk will ich euch erbittern.«
20 Jesaja ferner erkühnt sich zu sagen (Jes 65,1): »Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten; ich bin denen bekannt geworden, die nicht nach mir fragten.«
21 Dagegen in bezug auf Israel sagt er (Jes 65,2): »Den ganzen Tag habe ich meine Arme (vergebens) ausgestreckt nach einem Volke, das ungehorsam ist und widerspricht.«

Römerbrief Kapitel 11

1 So frage ich nun: Hat Gott sein Volk etwa verstoßen? (Ps 94,14) Keineswegs! Ich bin doch auch ein Israelit, aus Abrahams Nachkommenschaft, aus dem Stamme Benjamin.
2 Nein, Gott hat sein Volk, das er zuvor ersehen hat, nicht verstoßen. Oder wißt ihr nicht, was die Schrift bei (der Erzählung von) Elia sagt, als dieser vor Gott gegen Israel mit der Klage auftritt (1.Kön 19,10.14):
3 »Herr, deine Propheten haben sie getötet, deine Altäre niedergerissen; ich bin allein übriggeblieben, und nun trachten sie mir nach dem Leben«?
4 Aber wie lautet da die göttliche Antwort an ihn? »Ich habe mir noch siebentausend Männer übrigbehalten, die ihre Knie vor Baal nicht gebeugt haben.« (1.Kön 19,18)
5 Ebenso ist nun auch in unserer Zeit ein Rest nach der göttlichen Gnadenauswahl vorhanden.
6 Ist er aber durch Gnade (ausgesondert), so ist er es nicht mehr aufgrund von Werken; sonst würde ja die Gnade keine Gnade mehr sein.
7 Wie steht es also? Was Israel erstrebt, das hat es (in seiner Gesamtheit) nicht erreicht; der auserwählte Teil aber hat es erreicht; die übrigen dagegen sind verstockt worden,
8 wie geschrieben steht (Jes 29,10; 5.Mose 29,3): »Gott hat ihnen den Geist der Betäubung gegeben, Augen des Nichtsehens und Ohren des Nichthörens, bis auf den heutigen Tag.«
9 Und David sagt (Ps 69,23-24): »Möge ihr Tisch ihnen zur Schlinge und zum Fangnetz werden, zum Fallstrick und zur Vergeltung!
10 Ihre Augen sollen verfinstert werden, damit sie nicht sehen, und den Rücken beuge ihnen für immer!«
11 So frage ich nun: Sind sie etwa deshalb gestrauchelt, damit sie zu Fall kommen sollten? Keineswegs! Vielmehr ist infolge ihrer Verfehlung das Heil den Heiden zuteil geworden; das soll sie wiederum zur Nacheiferung reizen.
12 Wenn aber schon ihre Verfehlung ein reicher Segen für die Menschheit und ihr Zurückbleiben ein reicher Segen für die Heiden geworden ist, um wieviel segensreicher wird (dann erst) ihre Vollzahl sein!
13 Euch Heiden(christen) aber sage ich: Gerade weil ich Heidenapostel bin, tue ich meinem Dienst um so größere Ehre an,
14 (wenn ich bemüht bin) ob ich vielleicht meine Volksgenossen zur Nacheiferung zu reizen und (wenigstens) einige von ihnen zu retten vermag.
15 Denn wenn schon ihre Verwerfung zur Versöhnung der Welt geführt hat, was wird da ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten?
16 Wenn aber das Erstlingsbrot heilig ist (4.Mose 15,19-21), so ist es auch die (ganze übrige) Teigmasse; und wenn die Wurzel heilig ist, so sind es auch die Zweige.
17 Wenn nun aber einige von den Zweigen herausgebrochen worden sind und du, der du ein wilder Ölbaum(zweig) warst, unter sie eingepfropft worden bist und dadurch Anteil an der Wurzel, die dem Ölbaum die Fettigkeit schafft, erhalten hast,
18 so rühme dich deswegen nicht gegen die (anderen) Zweige! Tust du es dennoch (so bedenke wohl): nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.
19 Du wirst nun einwenden: »Es sind ja doch Zweige ausgebrochen worden, weil ich eingepfropft werden sollte.«
20 Ganz recht! Infolge ihres Unglaubens sind sie ausgebrochen worden, und du stehst infolge deines Glaubens (an ihrer Stelle). Sei nicht hochmütig, sondern sei auf deiner Hut!
21 Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, so wird er auch dich nicht verschonen.
22 Darum beachte wohl die Güte, aber auch die Strenge Gottes: seine Strenge gegen die Gefallenen, dagegen die Güte Gottes gegen dich, vorausgesetzt daß du bei der (dir widerfahrenen) Güte verbleibst; denn sonst wirst auch du (aus dem Ölbaum) wieder herausgeschnitten werden,
23 während umgekehrt jene, wenn sie nicht im Unglauben verharren, wieder eingepfropft werden; Gott hat ja die Macht dazu, sie wieder einzupfropfen.
24 Denn wenn du aus dem wilden Ölbaum, dem du von Haus aus angehörst, herausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist: wieviel eher werden diese, die von Natur dahin gehören, ihrem ursprünglichen Ölbaum (wieder) eingepfropft werden!
25 Ich will euch nämlich, meine Brüder, über dieses Geheimnis nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht in vermeintlicher Klugheit auf eigene Gedanken verfallt: Verstockung ist über einen Teil der Israeliten gekommen bis zu der Zeit, da die Vollzahl der Heiden (in die Gemeinde Gottes) eingegangen sein wird;
26 und auf diese Weise wird Israel in seiner Gesamtheit gerettet werden, wie geschrieben steht (Jes 59,20-21; 27,9): »Aus Zion wird der Retter kommen; er wird Jakob von allem gottlosen Wesen frei machen;
27 und darin wird sich ihnen der von mir herbeigeführte Bund zeigen, wenn ich ihre Sünden wegnehme.«
28 So sind sie im Hinblick auf die Heilsbotschaft zwar Feinde (Gottes) um euretwillen, aber im Hinblick auf die Erwählung sind sie Geliebte (Gottes) um der Väter willen;
29 denn unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes.
30 Denn wie ihr einst ungehorsam gegen Gott gewesen seid, jetzt aber infolge des Ungehorsams dieser Erbarmen erlangt habt,
31 ebenso sind wiederum diese jetzt ungehorsam geworden, um durch das euch gewährte Erbarmen (dereinst) ebenfalls Barmherzigkeit zu erlangen.
32 Denn Gott hat alle zusammen in Ungehorsam verschlossen, um allen Erbarmen widerfahren zu lassen.
33 O welch eine Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!
34 »Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?« (Jes 40,13)
35 Oder »wer hat ihm zuerst etwas gegeben, wofür ihm Vergeltung zuteil werden müßte?« (Hiob 41,2; Jer 23,18)
36 Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge: ihm gebührt die Ehre in Ewigkeit! Amen.

Römerbrief Kapitel 12

III. Ermahnungen an die Gemeinde für das christliche Leben (12,1-15,13)

1 So ermahne ich euch nun, liebe Brüder, durch (den Hinweis auf) die Barmherzigkeit Gottes: Bringt eure Leiber als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer dar: (das sei) euer vernünftiger Gottesdienst!
2 Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise dieser Weltzeit, sondern wandelt euch um durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr ein sicheres Urteil darüber gewinnt, welches der Wille Gottes sei, nämlich das Gute und (Gott) Wohlgefällige und Vollkommene.
3 So fordere ich denn kraft der mir verliehenen Gnade einen jeden von euch auf, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern auf eine besonnene Selbstschätzung bedacht zu sein nach dem Maß des Glaubens, das Gott einem jeden zugeteilt hat.
4 Denn wie wir an einem Leibe viele Glieder haben, die Glieder aber nicht alle denselben Dienst verrichten,
5 so bilden auch wir trotz unserer Vielheit einen einzigen Leib in Christus, im Verhältnis zueinander aber sind wir Glieder,
6 doch so, daß wir Gnadengaben besitzen, die nach der uns verliehenen Gnade verschieden sind. Wer also die Gabe prophetischer Rede besitzt, bleibe in Übereinstimmung mit dem Maß des Glaubens;
7 wem die Gabe des Gemeindedienstes zuteil geworden ist, der betätige sie durch Dienstleistungen; wer Lehrgabe besitzt, verwende sie als Lehrer;
8 hat jemand die Gabe des Ermahnens, so betätige er sich im Ermahnen; wer Mildtätigkeit übt, tue es in Einfalt; wer zu den Vorstehern gehört, zeige rechten Eifer; wer Barmherzigkeit übt, tue es mit Freudigkeit!
9 Die Liebe sei ungeheuchelt! Verabscheut das Böse, haltet am Guten fest!
10 In der Bruderliebe zueinander seid voll Herzlichkeit; in der Ehrerbietung komme einer dem andern zuvor!
11 Seid unverdrossen, wo es Eifer gilt; seid feurig im Geist, dem Herrn zu dienen bereit!
12 Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig im Leiden, beharrlich im Gebet!
13 Für die Bedürfnisse der Heiligen beweist Anteilnahme; übt die Gastfreundschaft willig.
14 Segnet, die euch verfolgen, segnet sie und flucht ihnen nicht!
15 Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden!
16 Seid einträchtig untereinander gesinnt; richtet eure Gedanken nicht auf hohe Dinge, sondern laßt euch zu den niedrigen herab; haltet euch nicht selbst für klug!
17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid auf das bedacht, was in den Augen aller Menschen löblich ist!
18 Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so lebt mit allen Menschen in Frieden!
19 Rächet euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem (göttlichen) Zorn; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.«
20 Vielmehr: »Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm zu trinken; denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« (Spr 25,21-22)
21 Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!

Römerbrief Kapitel 13

1 Jedermann sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, ohne von Gott (bestellt zu sein), und wo immer eine besteht, ist sie von Gott verordnet.
2 Wer sich also der Obrigkeit widersetzt, der lehnt sich damit gegen Gottes Ordnung auf; und die sich auflehnen, werden sich selbst ein Strafurteil zuziehen.
3 Denn die obrigkeitlichen Personen sind nicht für die guten Taten ein Schrecken, sondern für die bösen. Willst du also frei von Furcht vor der Obrigkeit sein, so tu das Gute: dann wirst du Anerkennung von ihr erhalten;
4 denn sie ist Gottes Dienerin dir zum Guten. Tust du aber das Böse, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist ja Gottes Dienerin, eine Vergelterin zur Vollziehung des (göttlichen) Zornes an dem Übeltäter.
5 Darum muß man ihr untertan sein, und zwar nicht nur aus Furcht vor dem (göttlichen) Zorn, sondern auch um des Gewissens willen.
6 Deshalb entrichtet ihr ja auch Steuern; denn sie sind Gottes Dienstleute, die für eben diesen Zweck unablässig tätig sind.
7 Lasset allen zukommen, was ihr ihnen schuldig seid: die Steuer, wem die Steuer gebührt, den Zoll, wem der Zoll zukommt, die Furcht, wem die Furcht, und die Ehre, wem die Ehre gebührt.
8 Bleibt niemand etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt (Gal 5,14).
9 Denn das Gebot: »Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, laß dich nicht gelüsten!« und jedes andere derartige Gebot ist in diesem Wort einheitlich zusammengefaßt (3.Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!«
10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses; demnach ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.
11 Und zwar (verhaltet euch auf diese Weise) in richtiger Erkenntnis der (gegenwärtigen) Zeit, daß nämlich die Stunde nunmehr für uns da ist, aus dem Schlaf zu erwachen; denn jetzt ist die Rettung uns näher als damals, als wir zum Glauben gekommen sind:
12 die Nacht ist vorgerückt und der Tag nahegekommen. So lasset uns denn die Werke der Finsternis abtun, dagegen die Waffen des Lichts anlegen!
13 Lasset uns sittsam wandeln, wie es sich am Tage geziemt: nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht;
14 nein, ziehet den Herrn Jesus Christus an, und seid dem Fleisch nicht so zu Diensten, daß böse Begierden dadurch erregt werden!

Römerbrief Kapitel 14

1 Auf den im Glauben Schwachen nehmet (liebevolle) Rücksicht, ohne über Gewissensbedenken (mit ihm) zu streiten.
2 Der eine ist überzeugt, alles essen zu dürfen, während der Schwache nur Pflanzenkost genießt.
3 Wer (alles) ißt, verachte den nicht, der nicht (alles) ißt; und wer nicht (alles) ißt, soll über den, der (alles) ißt, nicht zu Gericht sitzen, denn Gott hat ihn (als Angehörigen) angenommen.
4 Wie kommst du dazu, dich zum Richter über den Knecht eines andern zu machen? Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn; und zwar wird er stehen bleiben, denn sein Herr ist stark genug, ihn aufrecht zu halten.
5 Mancher macht einen Unterschied zwischen den Tagen, während einem andern alle Tage als gleich gelten: ein jeder möge nach seiner eigenen Denkweise zu einer festen Überzeugung kommen!
6 Wer etwas auf einzelne Tage gibt, der tut es für den Herrn; und wer (alles) ißt, tut es für den Herrn, denn er sagt Gott Dank dabei; und wer nicht (alles) ißt, tut es auch für den Herrn und sagt Gott Dank dabei.
7 Keiner von uns lebt ja für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst;
8 denn leben wir, so leben wir dem Herrn, und sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum, mögen wir leben oder sterben, so gehören wir dem Herrn als Eigentum an.
9 Dazu ist ja Christus gestorben und wieder lebendig geworden, um sowohl über Tote als auch über Lebende Herr zu sein.
10 Du aber: wie kannst du dich zum Richter über deinen Bruder machen? Oder auch du: wie darfst du deinen Bruder verachten? Wir werden ja alle (einmal) vor den Richterstuhl Gottes treten müssen;
11 denn es steht geschrieben (Jes 45,23): »So wahr ich lebe«, spricht der Herr, »mir (zu Ehren) wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.«
12 Demnach wird ein jeder von uns über sich selbst Rechenschaft vor Gott abzulegen haben.
13 Darum wollen wir nicht mehr einer den andern richten, sondern haltet vielmehr das für das Richtige, dem Bruder keinen Anstoß und kein Ärgernis zu bereiten!
14 Ich weiß und bin dessen im Herrn Jesus gewiß, daß nichts an und für sich unrein ist; jedoch wenn jemand etwas für unrein hält, so ist es für ihn (tatsächlich) unrein.
15 Denn wenn dein Bruder (durch dich) um einer Speise willen in Betrübnis versetzt wird, so wandelst du nicht mehr nach (dem Gebot) der Liebe. Bringe durch dein Essen nicht den ins Verderben, für den Christus gestorben ist!
16 Verschuldet es also nicht, daß euer Heilsgut der Verlästerung anheimfällt!
17 Das Reich Gottes besteht ja nicht in Essen und Trinken, sondern in Gerechtigkeit und Frieden und Freude im heiligen Geist;
18 denn wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und vor den Menschen bewährt.
19 Darum wollen wir auf das bedacht sein, was zum Frieden und zu gegenseitiger Erbauung dient!
20 Zerstöre nicht um einer Speise willen das Werk Gottes! Zwar ist alles rein, aber zum Unheil ist es für jemand, der es mit inneren Bedenken genießt;
21 da ist es löblich, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken, überhaupt nichts (zu tun), woran dein Bruder Anstoß nimmt.
22 Du hast Glaubenszuversicht: halte sie für dich selbst vor dem Angesicht Gottes fest! Wohl dem, der nicht mit sich selbst ins Gericht zu gehen braucht bei dem, was er für recht hält!
23 Wer dagegen ißt, obwohl er Bedenken hegt, der hat sich dadurch die Verurteilung zugezogen, weil (er) nicht aus Glauben (gehandelt hat); alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.

Römerbrief Kapitel 15

1 Da haben wir Starken die Pflicht, die Schwächen derer, die nicht so stark sind (wie wir), zu tragen und nicht wohlgefällig an uns selbst zu denken:
2 nein, jeder von uns lebe dem Nächsten zu Gefallen, ihm zum Besten, zu seiner Erbauung!
3 Denn auch Christus hat nicht sich selbst zu Gefallen gelebt, sondern wie geschrieben steht (Ps 69,10): »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.«
4 So ist ja alles, was vor Zeiten geschrieben worden ist, für uns zur Belehrung geschrieben, damit wir durch standhaftes Ausharren und durch den Trost, den die (heiligen) Schriften gewähren, an der Hoffnung festhalten.
5 Der Gott aber, von dem standhaftes Ausharren und Trost kommen, möge euch dazu verhelfen, einen einträchtigen Sinn untereinander nach der Weise Christi Jesu zu besitzen,
6 damit ihr einmütig mit einem Munde den Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus preisen könnt.
7 Darum nehmet euch gegenseitig (in Liebe) an, wie auch Christus euch zu Gottes Verherrlichung (in Liebe) angenommen hat!
8 Ich meine nämlich: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden zum Erweis der Wahrhaftigkeit Gottes, um die den Vätern gegebenen Verheißungen zu verwirklichen,
9 die Heiden andrerseits sollen Gott um seiner Barmherzigkeit willen preisen, wie geschrieben steht (Ps 18,50): »Darum will ich dich preisen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.«
10 Und an einer anderen Stelle heißt es (5.Mose 32,43): »Freuet euch, ihr Heiden, im Verein mit seinem Volke!«
11 und an einer anderen Stelle (Ps 117,1): »Lobet, ihr Heiden alle, den Herrn, und alle Völker sollen ihn preisen!«
12 Weiter sagt Jesaja (Jes 11,10): »Erscheinen wird der Wurzelschoß Isais, und zwar er, der da aufsteht, um über die Heiden zu herrschen: auf ihn werden die Heiden ihre Hoffnung setzen.«
13 Der Gott aber, der unsere Hoffnung ist, erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden auf dem Grunde des Glaubens, damit ihr immer reicher an Hoffnung werdet durch die Kraft des heiligen Geistes!

IV. Schluß des Briefes; persönliche Mitteilungen, Grüße und letzte Mahnung (15,14-16,27)

14 Ich habe aber auch persönlich von euch, liebe Brüder, die feste Überzeugung, daß ihr eurerseits mit dem besten Willen erfüllt und, mit aller Erkenntnis voll ausgerüstet, wohlbefähigt seid, euch auch untereinander zurechtzuweisen.
15 Trotzdem habe ich euch, wenigstens stellenweise, etwas rückhaltlos geschrieben, um euch (an dies und das) zu erinnern, und zwar aufgrund des mir von Gott verliehenen Gnadenamtes.
16 Ich soll ja ein Diener Christi Jesu für die Heiden sein und als solcher den Priesterdienst an der Heilsbotschaft Gottes verrichten, damit die Heiden zu einer gottwohlgefälligen, durch den heiligen Geist geheiligten Opfergabe werden.
17 In Christus Jesus darf ich mich daher meines für die Sache Gottes geleisteten Dienstes rühmen;
18 denn ich werde mich nicht erkühnen, von irgendwelchen Erfolgen zu reden, die nicht Christus durch mich gewirkt hat, um Heiden(völker) zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Tat,
19 durch die Kraft von Zeichen und Wundern, durch die Kraft des heiligen Geistes. Auf diese Weise habe ich nämlich von Jerusalem aus und in weitem Umkreise bis nach Illyrikum hin die (Verkündigung der) Heilsbotschaft von Christus voll ausgerichtet.
20 Dabei habe ich es mir aber zur Ehrensache gemacht, die Heilsbotschaft nicht da zu verkündigen, wo der Name Christi bereits bekannt war; denn ich habe nicht auf fremdem Grund und Boden (weiter) bauen wollen,
21 sondern bin dem Schriftwort gefolgt (Jes 52,15): »Die sollen (ihn) zu sehen bekommen, denen noch nichts über ihn verkündigt worden ist, und die noch keine Kunde (von ihm) haben, die sollen (ihn) kennenlernen.«
22 Das ist denn auch der Grund, weshalb ich so oft verhindert worden bin, zu euch zu kommen.
23 Da ich jetzt aber in den Gegenden hier kein Arbeitsfeld mehr habe, wohl aber seit vielen Jahren mich danach sehne, zu euch zu kommen,
24 so werde ich, sobald ich die Reise nach Spanien unternehme (meinen Plan ausführen). Ich hoffe nämlich, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch das Geleit zur Weiterreise dorthin zu erhalten, nachdem ich mich zunächst ein wenig bei euch erquickt habe.
25 Augenblicklich aber befinde ich mich auf der Reise nach Jerusalem anläßlich eines Liebesdienstes für die Heiligen.
26 Mazedonien und Achaja haben nämlich beschlossen, eine Geldsammlung für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu veranstalten.
27 Ja, sie haben es beschlossen und sind es ihnen ja auch schuldig; denn wenn die Heiden(christen) Anteil an den geistlichen Gütern jener erhalten haben, so sind sie dafür auch verpflichtet, ihnen mit ihren irdischen Gütern auszuhelfen.
28 Wenn ich nun dieses Geschäft erledigt und ihnen den Ertrag dieser Sammlung sicher übermittelt habe, dann werde ich über euer Rom nach Spanien reisen.
29 Ich weiß aber, daß, wenn ich zu euch komme, ich euch eine Fülle des Segens Christi mitbringen werde.
30 Ich bitte euch aber dringend, liebe Brüder, bei unserm Herrn Jesus Christus und bei der Liebe, die der (heilige) Geist wirkt: steht mir mit den Gebeten, die ihr für mich an Gott richtet, im Kampfe kräftig bei,
31 damit ich von den Ungehorsamen in Judäa errettet werde und meine Dienstleistung für Jerusalem bei den Heiligen dort eine gute Aufnahme finden möge!
32 Dann kann ich, so Gott will, in freudiger Stimmung zu euch kommen und mich im Zusammensein mit euch erquicken.
33 Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen.

Römerbrief Kapitel 16

1 Ich empfehle euch aber unsere Schwester Phöbe, die im Dienst der Gemeinde zu Kenchreä steht:
2 nehmt sie im Herrn auf, wie es sich für Heilige geziemt, und steht ihr in allen Fällen, wo sie euer bedarf, hilfreich zur Seite; denn sie hat gleichfalls vielen Beistand geleistet, auch mir persönlich.
3 Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus,
4 die für mein Leben ihren eigenen Hals eingesetzt haben, wofür nicht ich allein ihnen zu Dank verpflichtet bin, sondern auch sämtliche heidenchristlichen Gemeinden;
5 grüßt auch die Gemeinde in ihrem Hause. Grüßt meinen geliebten Epänetus, der die Erstlingsgabe Asiens für Christus ist.
6 Grüßt Maria, die sich hingebend für euch gemüht hat.
7 Grüßt Andronikus und Junias, meine Volksgenossen und (einst) meine Mitgefangenen, die bei den Aposteln in hohem Ansehen stehen und auch schon vor mir in Christus gewesen sind.
8 Grüßt meinen im Herrn geliebten Ampliatus.
9 Grüßt Urbanus, unsern Mitarbeiter in Christus, und meinen geliebten Stachys.
10 Grüßt Apelles, der ein bewährter Jünger Christi ist. Grüßt die Brüder unter den Leuten des Aristobulus.
11 Grüßt meinen Volksgenossen Herodion. Grüßt diejenigen unter den Leuten des Narcissus, die im Herrn sind.
12 Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die eifrig im Herrn arbeiten. Grüßt die geliebte Persis, die eine treue Arbeiterin im Herrn gewesen ist.
13 Grüßt den im Herrn auserwählten Rufus und seine Mutter, die auch mir eine Mutter gewesen ist.
14 Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die (anderen) Brüder bei ihnen.
15 Grüßt Philologus und Julias, Nereus nebst seiner Schwester, auch Olympas und alle Heiligen bei ihnen.
16 Grüßt einander mit dem heiligen Kuß. Alle Gemeinden Christi lassen euch grüßen.
17 Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, auf der Hut vor denen zu sein, welche die Spaltungen und Ärgernisse erregen im Gegensatz zu der Lehre, in der ihr unterwiesen worden seid: geht ihnen aus dem Wege;
18 denn solche Menschen dienen nicht unserm Herrn Christus, sondern ihrem Bauche und betören durch ihre schön klingenden Reden und glatten Worte die Herzen der Arglosen.
19 Die Kunde von eurem (Glaubens-) Gehorsam ist ja zu allen gedrungen. Deshalb habe ich meine Freude an euch, wünsche aber, daß ihr weise seid, wo es das Gute gilt, dagegen einfältig gegenüber dem Bösen.
20 Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter euren Füßen zertreten, und zwar in Bälde. Die Gnade unsers Herrn Jesus sei mit euch!
21 Es grüßen euch mein Mitarbeiter Timotheus und meine Volksgenossen Lucius, Jason und Sosipater.
22 Ich, Tertius, der Schreiber dieses Briefes, grüße euch im Herrn.
23 Es grüßt euch Gaius, dessen Gastfreundschaft ich und die ganze Gemeinde genießen. Es grüßen euch der Stadtkämmerer Erastus und der Bruder Quartus.
24 Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.
25 Ihm aber, der die Kraft hat, euch (im Glauben) fest zu machen nach meiner Heilsverkündigung und der Predigt von Jesus Christus nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen geblieben,
26 jetzt aber bekanntgegeben und auch durch prophetische Schriften nach dem Auftrage des ewigen Gottes bei allen Heidenvölkern verkündigt worden ist, um Glaubensgehorsam (bei ihnen) zu wirken:
27 ihm, dem allein weisen Gott, sei durch Jesus Christus die Herrlichkeit in alle Ewigkeit! Amen.


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